Warum ist die AFD im Osten so stark? Ein kontroverser Standpunkt.

Deutschland ist im Jahr 2024 mehr gespalten als jemals zuvor, und als Konsequenz feiert die AFD deutschlandweit, aber besonders im Osten, Erfolge. Nun stellt sich die Frage, woran dies liegt und was getan werden muss, um der AFD den Wind aus den Segeln zu nehmen?


Warum ist die AFD im Osten so stark? Ein kontroverser Standpunkt.

tl;dr

Es ist 2024 und Deutschland ist gefühlt gespaltener denn jemals zuvor, und als Konsequenz feiert die AFD deutschlandweit, aber besonders im Osten, bemerkenswerte Erfolge.

Wir müssen uns das “Problem Deutschland” einmal etwas genauer und aus einer unkonventionellen Sichtweise ansehen, um zu verstehen wo die Wurzeln der Probleme liegen und was die AFD so stark macht.

“Seit der Wiedervereinigung hat sich wenig für den Westen,
aber alles für den Osten verändert.”

Ostdeutschland lebte seit der Machergreifung bis zur Wiedervereinigung unter Diktaturen. Zuerst Hitler, dann die Russen und dann die SED. Dann gab es eine “Wiedervereinigung” und der “Wilde Osten” wurde von Kapitalismus und der Treuhand überrannt und erneut ausgenommen.

“2024 – Das Jahr der AFD”

Nun stellt sich die Frage, woran dies liegt. was die AFD “richtig macht” und was getan werden kann, um der AFD den Wind aus den Segeln zu nehmen, aber schon jetzt vorhergenommen, ein Verbot ist dabei mit Sicherheit der falsche Weg und wird die eigentlichen Probleme nicht lösen.

Dass es Deutschland im Moment nicht so besonders gut geht ist inzwischen Jedem bewusst. Trotzdem reiben sich jetzt viele “verwundert” die Augen und fragen sich, warum die AFD deutschlandweit und besonders im Osten solche Erfolge feiert.

In diesem Artikel möchte ich die Frage stellen: “Wie konnte es so weit kommen, dass extremistische Positionen in der Mitte unserer Gesellschaft angekommen sind und was wir Demokraten machen müssen, um sicherzustellen, das Deutschland nie wieder eine Diktatur sein wird?”

Ich sage nicht, dass jeder “Ostdeutsche” AFD wählt, aber es ist nun einmal eine Tatsache, dass die AFD im Osten sehr erfolgreich ist.

Ein AFD-Wähler ist nicht sofort ein Faschist oder Nazi, aber leider sind innerhalb der AFD viele Personen aktiv, von denen ich bezweifle, dass deren Meinungen mit unserem Grundgesetz und Werten zu vereinbaren sind.

Zuerst einmal müssen wir verstehen was die Extremisten “richtig machen” und was in Deutschland falsch läuft.

Da Extremisten nicht von Jetzt auf Heute einfach so in unserer Gesellschaft auftauchen, müssen wir uns einmal die letzten Jahrzehnte Deutscher Geschichte etwas genauer anschauen. Fangen wir mit der Machtergreifung an.

Deutschland 1933 – Machtergreifung

Hitler übernimmt am 30. Januar 1933 die Macht, am 1. September 1939 überfällt Deutschland Polen und beginnt den zweiten Weltkrieg, der am 2. September 1945 endet. Nach dem Krieg gibt es drei Zonen in Deutschland. Der “Westen” wird von den Amerikanern, Franzosen und Briten besetzt, der “Osten” von den Russen und Berlin wird unter die Verwaltung aller vier Siegermöchte gestellt.

Gründung BRD 23. Mai 1949 – „Die Wessis hatten echt Glück!“

Die Gründung der Bundesrepublik Deutschland (BRD) am 23. Mai 1949 markierte einen entscheidenden Wendepunkt in der deutschen Nachkriegsgeschichte. Dieses Ereignis kann mit dem Satz „Die Wessis hatten echt Glück!“ zusammengefasst werden, der die positiven Entwicklungen und Unterstützungen hervorhebt, die Westdeutschland in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg erfahren hat.

Ein zentrales Element dieser Unterstützung war der Marshallplan, ein umfangreiches Wirtschaftshilfeprogramm der Vereinigten Staaten für den Wiederaufbau europäischer Länder nach dem Krieg, von dem Westdeutschland erheblich profitierte. Diese finanzielle und materielle Hilfe spielte eine entscheidende Rolle beim Wirtschaftswunder, dem rasanten Wirtschaftswachstum in den 1950er und 1960er Jahren, das die Grundlage für den Wohlstand der Bundesrepublik legte.

Ein weiterer wichtiger Aspekt war die „Entnazifizierung“, ein Prozess, der darauf abzielte, ehemalige Nationalsozialisten aus öffentlichen Ämtern zu entfernen und die deutsche Gesellschaft von nationalsozialistischen Einflüssen zu befreien. Obwohl dieser Prozess komplex und nicht immer konsequent war, trug er dazu bei, den Weg für einen demokratischen Neubeginn in Westdeutschland zu ebnen.

Die Präsenz von amerikanischen, französischen und britischen Besatzungstruppen sicherte nicht nur die Durchführung der Entnazifizierung und den Wiederaufbau, sondern legte auch die Grundlagen für eine dauerhafte westliche Orientierung der BRD. Diese Besatzungsmächte spielten eine Schlüsselrolle bei der Formung der politischen Struktur und der Außenpolitik der jungen Bundesrepublik.

Schließlich war die Aufnahme in die NATO im Jahr 1955 ein Zeichen für die feste Verankerung der Bundesrepublik im westlichen Verteidigungs- und Wertesystem während des Kalten Krieges. Dies bot nicht nur militärische Sicherheit, sondern förderte auch politische Stabilität und wirtschaftliche Integration mit den westlichen Verbündeten.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Gründung der BRD und die damit verbundenen Entwicklungen das Ergebnis einer Kombination aus externer Unterstützung und interner Anstrengung waren. Sie ermöglichten es Westdeutschland, sich zu einer der führenden Wirtschaftsmächte in Europa und zu einem stabilen demokratischen Staat zu entwickeln.

Gründung DDR 7. Oktober 1949 – „Die Ossis hatten echt Pech!“

Die Gründung der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) am 7. Oktober 1949 steht im scharfen Kontrast zur Entwicklung in Westdeutschland und lässt sich treffend mit dem Satz „Die Ossis hatten echt Pech!“ zusammenfassen. Diese Aussage spiegelt die Reihe von Herausforderungen und Schwierigkeiten wider, mit denen die Bürger der DDR im Verlauf ihrer Geschichte konfrontiert waren.

Die Präsenz russischer Besatzungstruppen in der sowjetischen Besatzungszone führte zu einer direkten Einflussnahme der Sowjetunion auf die politischen und wirtschaftlichen Strukturen der neu gegründeten DDR. Anders als in den westlichen Besatzungszonen, wo der Wiederaufbau und die Demokratisierung im Vordergrund standen, orientierte sich die Politik in der DDR stark an den Interessen und der Ideologie der Sowjetunion.

Ein weiterer Punkt war die hohen Reparationsleistungen, die die Sowjetunion der DDR auferlegte. Diese Reparationen belasteten die ohnehin schon angeschlagene Wirtschaft der DDR erheblich und behinderten den Wiederaufbau und die wirtschaftliche Entwicklung in den ersten Jahren nach der Gründung.

Die Machtübernahme durch die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) führte zur Etablierung einer Einparteiendiktatur, in der Opposition und abweichende Meinungen unterdrückt wurden. Dies stand im Gegensatz zur Entwicklung einer pluralistischen Demokratie in Westdeutschland und führte zu politischer Repression und eingeschränkter Freiheit für die Bürger der DDR.

Als Teil des Ostblocks war die DDR fest in das sowjetische Einflussgebiet eingebunden, was ihre außenpolitischen und wirtschaftlichen Beziehungen stark einschränkte. Diese Bindung an den Ostblock isolierte die DDR von der westlichen Welt und ihren wirtschaftlichen und technologischen Entwicklungen.

Ein Lichtblick in der Geschichte der DDR war die Friedliche Revolution, die von einem tiefen Respekt für den Mut und die Entschlossenheit der DDR-Bürger zeugt, die für Freiheit und Demokratie einstanden. Die Montagsdemonstrationen von 1989/1990, die in Leipzig begannen und sich auf die ganze DDR ausweiteten, symbolisieren diesen friedlichen Kampf für Veränderung. Sie mündeten schließlich in den Fall der Berliner Mauer und die Wiedervereinigung Deutschlands.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Gründung der DDR und ihre Geschichte durch externe Einflüsse, interne Repressionen und wirtschaftliche Schwierigkeiten geprägt waren, die den Bürgern der DDR erhebliche Opfer abverlangten. Die Friedliche Revolution und die Montagsdemonstrationen jedoch stehen als beeindruckende Beispiele für den Wunsch nach Freiheit und Selbstbestimmung, der letztendlich zur Überwindung der Teilung Deutschlands führte.

Wirtschaft und Politik – Ost gegen West.

Deutschland wird zum Spielball der Siegerächte die auf deutschem Boden internationale Politik betreiben. Jede Siegermacht ist bestrebt das eigene politische System in seiner Zone zu etablieren, daraus ergibt sich dann die Gründung der beiden deutschen Staaten Bundesrepublik Deutschland (BRD) und der Deutschen Demokratischen Republik (DDR).

Anfänglich waren die Wirtschaftssysteme beider Seiten ähnlich erfolgreich und in den ersten Jahren war es gar nicht so klar, welche Seite das Rennen gewinnen wird. Später jedoch vergrößerte sich der wirtschaftliche Abstand zwischen “Ost” und “West” erheblich und mit dem “Wirtschaftswunder” in den 50ern und 60ern stand der Gewinner fest.

Gleichzeitig startete der “Kalte-Krieg“, der die Welt an dem Rande des Untergangs brachte. Auf deutschem Boden wurden Stützpunkte aller Großmächte errichtet und der Eiserne Vorhang ging quer durch Deutschland. Die Spaltung Deutschlands wurde durch den Bau Der Berliner Mauer im August 1961 endgültig und bis 9. November 1989 bittere Realität.

Die Wiedervereinigung – “Der Wilde Osten!”

Bundeskanzler Helmut Kohl verspricht im Zuge der Wiedervereinigung “blühende Landschaften” für die ehemalige DDR, eine Vision von wirtschaftlicher Prosperität und sozialer Erneuerung, aber die Realität der folgenden Jahre stand jedoch in starkem Kontrast zu diesen Versprechungen. Am 2, Dezember 1990 wird Helmut Kohl zum “Wiedervereinigungskanzler” gewählt.

In der Realität steht der Begriff “Der Wilde Osten”für die turbulenten und oft schmerzhaften Erfahrungen, die Ostdeutschland in den Jahren nach der Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 durchlebt hat. Eine Geschichte von Betrug, Enttäuschung, Verlust und der Arroganz des Westens.

Blühende Landschaften und Treuhand

Die Treuhandanstalt zum Beispiel, die mit der Privatisierung der volkseigenen Betriebe der DDR beauftragt war, wird für ihre Rolle bei der Deindustrialisierung Ostdeutschlands oft kritisiert. Viele Ostdeutsche empfanden die Methoden der Treuhand als “Ausnehmen” der ehemaligen DDR, bei dem die Industrie zerschlagen und Vermögenswerte zu Niedrigpreisen an westliche Unternehmen verkauft wurden. Dies führte zu hoher Arbeitslosigkeit, dem Verlust des sozialen Systems und einem Gefühl, eine Art zweite Reparationszahlung leisten zu müssen – eine Belastung, von der viele im Westen sich nicht bewusst zu sein schienen.

Darüber hinaus erlebten viele Ostdeutsche einen tiefgreifenden Verlust ihrer Identität. Die abrupten Veränderungen und die oft als herablassend empfundene Haltung einiger Westdeutscher gegenüber den “Ossis” verschärften das Gefühl der Entfremdung.

Eine verlorene Generation

Heute, Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung, bleibt Deutschland in mancher Hinsicht gespalten. Die Rede von “Osten” und “Westen” ist nach wie vor allgegenwärtig.

Jeder der ab 1980 im Osten geboren wurde und kann als Teil der “verlorenen deutschen Generation” betrachtet werden. Sie erlebten die negativen Auswirkungen der Wiedervereinigung am stärksten.

“Seit der Wiedervereinigung hat sich wenig für den Westen,
aber alles für den Osten verändert.”

Fazit

Ostdeutschland lebte seit der Machergreifung bis zur Wiedervereinigung unter Diktaturen. Zuerst Hitler, dann die Russen und dann die SED. Dann gab es eine “Wiedervereinigung” und der “Wilde Osten” wurde von Kapitalismus und der Treuhand überrannt und erneut ausgenommen.

Durch die Wiedervereinigung verloren viele Menschen ihre Wurzeln und ihre soziale Sicherheit. Der Westen muss seine Verantwortung an der aktuellen Situation verstehen und welche Schmerzen in Ostdeutschland die AFD so stark machen.

“Seit der Wiedervereinigung hat sich wenig für den Westen,
aber alles für den Osten verändert.”

Wir Demokraten müssen zusammen an den Problemen arbeiten, die es ermöglicht haben die AFD so stark zu machen, denn „AFD hat aktuell mehr Wähler als die NSDAP 1930“ und das kann einfach nicht sein.

Die etablierten Parteien müssen selbstkritisch sein und erkennen, dass es so nicht weiter gehen kann. Wir benötigen eine grundlegende Bestandsaufnahme unserer Grundwerte und der Ethik auf der unser Staat beruhen soll.

Grüße

Dorfmüller



Comments

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert